Samstag, 31. Mai 2014

Dritter Platz bei Schwertkampf-WM



Süßen orientalischen Minzetee trinken unter dem Dach einer weit ausladenden Linde. Wäre das auch möglich gewesen, ohne sich wie die Verwalterin einer hochmittelalterlichen Burg zu kleiden? Klar. Aber so ist es nochmal so schön, das Hussitenfest in Bernau.

Warum faszinieren mich Mittelaltermärkte – das heißt, mich und eine immer größer werdende Zahl von Menschen nicht nur in Deutschland? „Bewusstes Offline-Gehen“, wie es der Autor in einem WDR-Beitrag  nennt, finde ich sehr treffend. Gemeinsam am Lagerfeuer sitzen, handgemachte Musik hören oder selbst singen, Geschichten erzählen, Essen in einem großen Kessel überm Dreibein kochen ... Das macht Spaß, ist erholsam, schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Die Handwerker, Gaukler und Musiker sprühen vor Kreativität. Wann sonst kann man schwedische Musiker auf spanischen Dudelsäcken deutsches Volksliedgut spielen hören?


(Poeta Magica: Man beachte das mittelalterliche Schlagzeug. Der Fuchsfell-besetzte Dudelsack von Holger Funke wurde am Ende mit dem Mikrofon ausgequetscht und zertrampelt, was die Dudelsack-Geschädigten unter den Mittelalterfans freuen wird.)

Touris, die meinen, der Eintritt zu einem Mittelaltermarkt ist zu hoch, haben das Prinzip nicht verstanden: Man geht nicht einmal eine Runde über den Platz und wieder heim. Die Märkte sind dafür gedacht, Zeit dort zu verbringen und sich im Laufe eines Nachmittags und Abends Ritterturniere anzusehen, Schmiede bei der Arbeit, Jongleure, Märchenerzähler, Minnesänger. Ist das Realitätsflucht? Wahrscheinlich, aber auf die bestmöglichste Art. Ist vor dem Fernseher sitzen etwa besser? Die Feuershow vom Pferderücken aus, die Wenzel’s Ritterschaft in Bernau vorführt, ist nicht nur spektakulär, sondern zeugt auch von tiefem Vertrauen zwischen Pferd und Reiter. Man kann ein Pferd nicht mit Prügel dazu bewegen, still und entspannt dazuliegen, während ein Mann über ihm mit einer entflammten Peitsche knallt.


(Leider hatte ich da mein Handy nicht schnell genug aus der Tasche , aber das hier ist auch schick.)

Aber warum selbst gewanden? Das kann ich am besten am eigenen Beispiel erzählen: 2011 bin ich zum ersten Mal in Brandenburg auf einen Mittelaltermarkt gegangen, das Osterspectaculum auf der Burg Beeskow. In einem geliehenen Kleid, weil meine Gewandungen noch bei meinen Eltern zwischengelagert waren – Gewandungen, nicht Kostüme! Da kann man sich Feinde machen. Jedenfalls kam ich morgens auf dem fast leeren Markt an und wurde sofort von den Rittern vom Drachenbanner adoptiert. Abends durfte ich beim Tavernenspiel mitmachen und die Männer mit der Bratpfanne nach Hause jagen und am nächsten Tag war ich gleich wieder da. Sehr lieb waren auch die Heidweilers, die später ein von mir gemachtes Foto für ihr CD-Cover verwendeten.


Wer ein Gewand trägt, gehört gleich mit dazu, kommt mit allen ins Gespräch. In Bernau hab ich den Drachenbanner erstmals nach drei Jahren wiedergesehen – und einen herrlichen Abend mit ihnen verbracht. Wer hat mitgekriegt, dass Deutschland Anfang Mai bei der Weltmeisterschaft fürmittelalterliche Kampfkunst in Spanien gleich zwei dritte Plätze geholt hat? Beim Kampf fünf gegen fünf musste sich das Team nur den USA und Polen geschlagen geben. Und ich hab mit dem Cheftrainer am Tisch gesessen. Er erzählte von einem rumänischen Olympia-Ringer, der mit dem Schwert antrat und vor jedem Kampf sein weißes Zwergkaninchen knuddelte. Das Leben schreibt doch die besten Geschichten.


Mittelaltermärkte nehmen also das Beste vom Mittelalter und lassen die Pest, die Dominanz der Männer, die echten Kriege, das Fronwesen, den Hunger und all das Schlechte weg, was sich keiner ernsthaft zurückwünschen kann, nicht mal die Gruppen, die sehr um Authentizität bemüht sind. Aber echt genug ist es, und das sollten Besucher bedenken. Nicht, dass es ihnen geht wie dem Mann, der dem Schmied in die Esse griff und schrie: „Huch, das ist ja heiß!“ Und um die Frage „Essen Sie das?“ zu beantworten: Natürlich stürmen die Lagerleute am Ende des Tages das nächste McDonalds und schütten den guten Eintopf weg!

Sonntag, 25. Mai 2014

Mitleidsstimmen und rote CDU-Äpfel

"Nehmen Sie meine Karte mit! Aus Mitleid!", ruft der Mit-Zwanziger am FDP-Stand einer Passantin hinterher. Doch auch das Baby, das er sich vor den Bauch geschnallt hat, kann sie nicht erweichen. Jetzt sind die ersten Hochrechnungen da und zeigen: Nur, weil die Drei-Prozent-Hürde bei der Europawahl gefallen ist, kommt die FDP ins Straßburger Parlament. Dabei bestand in der Uckermark, wo zugleich Kreistag gewählt wurde, bei den  Einheits-Wahlplakaten Verwechslungsgefahr mit CDU unbd SPD. Leider gelang es den Rapsgelben auf Europaebene aber nicht, von den Großen zu fischen: Die europafeindliche AfD gewinnt wahrscheinlich bei ihrem Debüt auf Anhieb doppelt so viele Sitze.

Hätte die FDP ohne "Mitleidsstimmen" noch weniger geholt und wäre letztendlich unter "Andere" geführt worden? Gibt es ernsthaft jemanden, der sich von Wahlkampfständen dazu bringen lässt, seine politische Meinung zu ändern? Parteien und manche Politologen schwören auf den "direkten Kontakt zum Bürger", aber mich nervt es, auf der Straße angequatscht zu werden, wenn ich Eis essen will. Der Herr von den Linken schließt daraus gleich auf meine Gesinnung und reagiert beleidigt. Dabei will ich einfach nur kein Pamphlet mit mir rumschleppen, wo nichts drinsteht, was ich nicht schon vorher als einigermaßen politisch interessierter Mensch wusste. Dass ich gestern am Berliner Alexanderplatz den Apfel vom CDU-Stand mitgenommen habe, hatte allein mit meinem Hunger zu tun. Dann war der Apfel auch noch knackig rot - und die Symbolik für die Katz.

Eine reichlich verschwubelt formulierte Studie an der Freien Uni Berlin aus dem Jahr 2012 kommt immerhin zu dem Ergebnis, dass Straßenwahlkampf die Bürger daran erinnert, zur Wahl zu gehen, und Anhänger einzelner Parteien mobilisiert - wenn er schon nicht ihre Meinung ändert. Dasselbe gilt wohl auch für Wahlwerbung, die trotz Keine-Werbung-Einwerfen-Aufkleber in meinem Briefkasten landet. Ich kann mit großer Freude sagen, dass ich jede einzelne Frage des NPD-Bogens "Sind Sie rechtsradikal?" mit Nein beantworten konnte. Einen Sitz kriegen die Neo-Nazis wahrscheinlich trotzdem in Straßburg. Aber die Tierschutzpartei hat mehr Stimmen geholt. Ein Hoch auf die Tierschützer!

Übrigens: Wer heute in der Schwedter Talsandschule wählen gegangen ist, ist wahrscheinlich in der ARD-Hochrechnung mit drin. Diesmal unterscheiden sich die Prognosen der beiden öffentlich-rechtlichen Sender nicht so stark wie in der Vergangenheit. Aber was waren das für komische Figuren auf der quietschgelben Krawatte des ARD-Mitarbeiters? Gummienten? Tiegerenten? Fipsis?

Mittwoch, 21. Mai 2014

Wildnis wiedergefunden nach 18 Jahren



Mit einem Mal ist alles wieder da: Das Gefühl, auf einem Berggipfel zu stehen neben einem vom Blitz geborstenen Baum, nach einem harten Aufstieg den Ausblick genießen über die Wälder und Seen von British Columbia. 14 Jahre war ich alt bei meiner ersten großen Reise in die kanadische Wildnis. Danach verging jahrelang kein Tag, an dem ich nicht daran gedacht hätte: das Schwarz des Bärenfells, das Blau der Gletscher, das Weiß der Wasserfall-Gischt, das tausendfache Grün der Bäume, Gräser und Kräuter. Mit den Jahren ist die Erinnerung etwas verblasst, überdeckt von vielen neuen Eindrücken aus anderen Ländern. Aber jetzt ist alles wieder da. Denn Chris hat auf meine Mail geantwortet.

Bis ich jüngst auf die Idee kam, Freund Google zu fragen, wusste ich nicht mal ihren Nachnamen. Chris ist eine Biologin, die unsere Reisegruppe an einem namenlosen See getroffen hat. Nach einer Wasserflugzeug- und Kanutour erreichten wir das zweistöckige Holzhaus, das sich Chris selbst gebaut hatte. Inklusive Keller, der ihr einmal das Leben rettete, als eine Bande junger Grizzlys auf die Idee kam, ihre Hütte zu stürmen. Seit 1987 erforschte sie in der Wildnis Flora und Fauna, zeichnete wundervolle Bilder unter anderem vom Nationalvogel Loon, fotografierte, hielt Vorträge - und führte Reisegruppen auf selbst angelegten Wanderwegen durch die vielfältige Landschaft. Immer dabei waren ihre beiden Hunde, die in einer Art Fahrrad-Satteltaschen ihr Gepäck trugen. Mehrere Tagesmärsche vom nächsten Dorf entfernt, im Winter über Monate komplett eingeschneit, Holzofen, Waschbottich, als einzigen Luxus ein solarbetriebener Computer.



Ein hartes und einsames Leben, sicher - aber ich war einfach nur zutiefst beeindruckt von dieser mutigen Frau. "Ich zieh zu Chris in die Wildnis!" war über Jahre ein geflügeltes Wort zwischen meinem Vater und mir, wenn uns alles auf die Nerven ging. Trotzdem hat es 18 Jahre gedauert, bis ich die Möglichkeiten des www genutzt habe, um nach ihr zu suchen. Und siehe da, nicht nur ist ein Buch über ihre Abenteuer sogar ins Deutsche übersetzt worden (wenn auch nicht das beste aus der Reihe, wer also sein Englisch üben will, sollte direkt in Kanada bestellen), sie hat auch eine Homepage mit Blog. Und obwohl Chris gerade mitten in einem Umzug von der mir bekannten Hütte in ein etwas altersgerechteres Wildniscamp steckt, hat sie mir per Satellitenverbindung noch am gleichen Tag auf meine Email geantwortet. Und von Wölfen erzählt, die den ganzen Winter rund um ihr Heim heulten.

Das Fernweg schlägt zu! Immerhin habe ich an Chris' See nachts den Loon singen gehört. Das bedeutet einer Touristen-Legende nach, dass man wieder genau an diesen Ort zurückkehren wird...

P.S. Ja, es gibt auch einen deutschen Namen für den Vogel: Seetaucher. Aber ich habe ihn als Loon kennengelernt. Außerdem finde ich es eine liebeswerte Selbstironie, dass die Kanadier ihre Dollarmünze "loony" ("Verrückter") nennen, weil er darauf abgebildet ist .

Sonntag, 11. Mai 2014

So viel Aufregung um einen Bart

Als Journalist soll man ja immer auf dem Laufenden sein, am "Puls der Zeit", ob's einen persönlich interessiert oder nicht. Aber ehrlich gesagt, halte ich das nicht dauerhaft durch, dem Zeitgeist zu folgen (wenn es ihn geben sollte, eigentlich glaube ich nicht an Geister). Und so habe ich den Eurovision Song Contest weitgehend ignoriert. Ich kann mich aus den vergangenen Jahren an wenige Gesichter und noch weniger Lieder erinnern, und selbst von denen (den Liedern) hat mir keines wirklich gefallen.

Heute morgen wollte ich jedoch meiner Informationspflicht, die ich auch mir selbst gegenüber habe, Genüge tun und habe mir ein paar Nachrichten durchgelesen, Videos geschaut - und zu meinem eigenen Erstaunen festgestellt, dass mir der Gewinnertitel "Rise like a Phoenix" aus Österreich tatsächlich gefällt. Es hat einen Text, den viele nachvollziehen können: die Chance, zu wachsen und sich nicht von den Beleidigungen anderer beeindrucken zu lassen. Emotional, mit Stil, gute Stimme, und auch wenn der James-Bond-Style nicht neu ist, ich persönlich mag ihn.

Aber das ist ja gar nicht der Punkt, nicht wahr? Das hieße ja, bem Eurovision Song Contest ginge es wirklich um Musik. Wenn jeder Punkt für Russland mit Buh-Rufen begleitet wird, zeigt das deutlicher als je zuvor, welch große Rolle die Politik spielt. Und eine Drag-Queen als Siegerin zu wählen, ist ein Schlag ins Gesicht von Putin und seiner Anti-Schwulen-Kampagne. Das weiß Conchita Wurst alias Tom Neuwith auch, wenn sie bei der Siegerehrung sagt, dass sie den Sieg allen widmet, die an eine Zukunft in Freiheit und Frieden glauben.

Und dass ihr Auftritt bei Youtube fast genauso viele Negativ- wie Positivbewertungen erntet, zeigt, dass auch außerhalb von Russland viele Menschen nach wie vor nicht mit dem Thema Homosexualität, Transsexualität und anderen Formen umgehen können, die sich nicht klar in Mann oder Frau einteilen lassen oder einteilen lassen wollen. Man lese nur mal die Kommentare! Klar war ich auch im ersten Moment von dem Bart etwas abgeschreckt, erinnert er bei allem Glamour an die Bärtige Lady in einer alten Freakshow. Conchita Wurst ist bei Weitem nicht die erste Kunstfigur: Georg Preuße hat schon vor Jahrzenten als "Mary" Erfolge gefeiert und eine der schönsten deutschen Übersetzungen von "My Way" gesungen, die ich kenne. Doch bei ihm war die Illussion fast perfekt. Tom Neuwith durchbricht sie mit Absicht. Wenn wir uns dabei unwohl fühlen, ist das ein guter Selbsttest um sich zu fragen: Warum ist das so? Bin ich wirklich so tolerant, wie ich glaube?

Wer übrigens meint, Männer, die sich wie Frauen kleiden und/oder als Frauen fühlen, seien unnatürlich und ein Zeichen dekadenter Gesellschaft, dem empfehle ich die Lektüre von Tahca Ushte. Der Medizinmann der Sioux gibt darin einen Einblick in das wahre Leben amerikanischer Ureinwohner jenseits von Hollywood. Es ist nicht nur lehrreich, sondern auch unglaublich lustig, denn "Lame Deer" hat einen tollen Humor. An einer Stelle beschreibt der 2001 verstorbene Medizinmann die "Winkte", in denen sowohl die Seele eines Mannes als auch die einer Frau wohnt. Sie trugen meist Frauenkleidung und nannten sich "Schwestern". Die Sioux schrieben ihnen besondere Kräfte zu: Dem Kind, das in einer Zeremonie von einer "Winkte" seinen Namen erhielt, sollte besonderes Glück und ein langes Leben beschieden sein. Die Intoleranz kam erst mit dem Christentum.

Dienstag, 6. Mai 2014

Viertel was?

Treffen sich zwei Studenten. "Wie spät ist es?", fragt der eine.
"Mittwoch", sagt der andere.
"Keine Details! Sommer- oder Wintersemester?"

Tja, das waren noch Zeiten beim Journalistik-Studium im gemütlichen Bayern...

Heute kommt mein Blog schon am Dienstag. Warum? Weil es um die preußische Pünktlichkeit geht. Sie ist eine der Tugenden, die gerne den Deutschen im Allgemeinen zugeschrieben wird - aber die mir erst hier im Preußenland so richtig aufgefallen ist. Seltsam eigentlich, wo das deutsche Bild im Ausland ansonsten hauptsächlich bayerisch geprägt ist.

Wer hat's erfunden? Friedrich Wilhelm I., Vater des "Alten Fritz" gilt als Begründer der preußischen Tugenden, wozu offenbar, wie Reinhard Mey singt, auch das "Kinder-Köpfen" gehört. (Der Herrscher ließ nämlich 1730 den besten Freund seines Sohnes vor dessen Augen hinrichten, nachdem die beiden einen Fluchtversuch nach Frankreich gewagt hatten. Der 18-jährige Friedrich wollte sich dem strengen Vater entziehen. Der legte das als Fahnenflucht aus und ließ sich nur mühsam davon abbringen, seinen Thronfolger gleich mitzuköpfen.) Der "Soldatenkönig" übernahm 1713 einen völlig verschuldeten Staat, reformierte ihn mit Disziplin und Sparsamkeit und baute die gefürchtete preußische Armee auf.

Noch heute loben Firmen in der ganzen Welt die deutschen Tugenden, nur weil sich tatsächlich mal an einen vereinbarten Terminplan gehalten wird. Hierzulande macht man sich lieber über die Eigenschaften lustig, die nicht zuletzt durch die Nazizeit in Verruf geraten sind. Nicht zu Unrecht.

Natürlich ist die Geschichte vom faulen DiMiDo-Student genauso ein Vorurteil und nicht allgemein anwendbar. Aber die "akademische Viertelstunde" habe ich kennen und schätzen gelernt, tatsächlich fiel es mir schwer, pünktlich zu dem einzigen Kurs zu kommen, der um 8 Uhr "sharp" begann. Als ich in Hessen bei der Lokalzeitung arbeitete, war das normal, dass die Leute beim Spatenstich oder Altennachmittag noch mal fünf Minuten auf "die Presse" warteten, weil man wusste, dass die immer in Eile ist und von einem anderen Termin angerast kommt.

Nicht so in Brandenburgs Osten! Der Reporter, der hier zu spät kommt, hat schon die wichtigste Rede verpasst und wird beim Eintreten mit verächtlichen Blicken gestraft. Und zu spät heißt hier: "sharp". Genau! Die preußische Pünktlichkeit ist nämlich nicht pünktlich. Man kommt einfach zu früh. Wahrscheinlich haben die alle kein bisschen Zeitgefühl und gehen lieber auf Nummer sicher. Jede Veranstaltung beginnt grundsätzlich zwei bis fünf Minuten vor der angegebenen Zeit. Und wenn es nur um einen verkaufsoffenen Sonntag beim Möbelladen geht - da stehen die Leute so lange Schlange, bis die Verkäufer kapitulieren und zehn Minuten früher öffnen. Oder haben die alle Atomuhren und sind schlauer als mein Smartphone, meine Armbanduhr und meine digitale Anzeige im Auto zusammen? Ich hab sicherheitshalberalle meine Uhren auf Preußenzeit eingestellt. Schließlich will ich nicht das Vorurteil stärken, Nicht-Preußen seien un-tugendhaft.

So sehr Bayern und Preußen selbst noch mit alten Feindschaften und Klischees spielen, ausgerechnet eines haben sie gemeinsam: die verwirrende Zeitansage. "Viertel Zwölf" ist mir zuletzt in Eichstätt begegnet. Da fragt sich der Hesse: Viertel VOR Zwölf oder Viertel NACH Zwölf? Keins von beidem! Es ist das erste Viertel der zwölften Stunde, also 11.15 Uhr. Wenn das mal nicht preußisch korrekt gerechnet ist, liebe Bayern!